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Jüngste Schätzungen: 43% der Arbeitslosen auf den Kanaren arbeiten schwarz

So steht’s jedenfalls in der Original-Überschrift. Im Artikel wird das dann etwas anders ausgedrückt: 125.000 Schwarzarbeiter soll es auf den Kanaren geben, was etwa 43% der Arbeitslosen entspricht.

Hier geht es zum Originalartikel von „La Provincia“

Die Schwarzarbeitquote (nicht nur unter den Arbeitslosen) liegt allen Erfahrungen nach noch viel höher: Bei den Hungerlöhnen, der geringen sozialen Abfederung und den fehlenden Jobangeboten bleibt vielen Menschen gar nichts anderes übrig, als irgendwie und ohne Staat an ein paar Überlebens-Euros zu kommen.

Die Schere zwischen Habenden und Nicht-Habenden ist in Spanien ganz extrem ausgeprägt – noch viel extremer als nördlich der Pyrenäen. Die derzeitigen Gesetze schaffen da kaum Abhilfte. Im Gegenteil: Sie erleichtern es selbst wirtschaftlich relativ stabilen Unternehmen, sich unter Anwendung ziemlich billiger Tricks ihrer Stammbelegschaft zu entledigen, und/oder Löhne und Gehälter zu reduzieren und/oder unter neuer Flagge mit ausschließlich befristeten „Billiglöhnern“ nahtlos das Business fortzuführen.

Die Belegschaft wird unter dem ‚Zauberwort‘ „ERE“ abgewickelt. Das Kürzel steht für „expediente de regulación de empleo“, was zwar nicht 100% korrekt, aber durchaus passend mit „Verfahren zur Bereinigung der Belegschaft“ übersetzt werden könnte.

Da sich Kontrollen zur Schattenwirtschaft weit überwiegend auf jene Betriebe beschränken, die angemeldet sind (das ist kein Scherz, sondern hier tatsächlich so), kann hier die Schattenwirtschaft ihrem Namen alle Ehre machen: Nämlich das Nischenleben eines übersehenen, aber mitunter durchaus florierenden Mauerblüchens führen.

Darüber hinaus erhalten zahlreiche Beschäftigte selbst in (angeblich) renommierten Unternehmen einen Teil ihrer Löhne bzw. Gehälter schwarz, da der offizielle Arbeitsvertrag in ganz vielen Fällen weniger Stunden vorsieht, als tatsächlich gearbeitet werden. Selbst im Hotel- und Restaurantgewerbe wird dies nach wie vor gerne praktiziert. Und das, obwohl die Hotels überdurchschnittlich gut ausgelastet sind seit und wegen des arabischen Frühlings (der eigentlich nie stattgefunden hat, sondern sofort in einen Herbststurm übergegangen ist).

Schwarzarbeit ist hier so eine Art Kavaliersdelikt, leider; und zwar ganz unabhängig vom Wohl- oder Unwohlergehen der Wirtschaft. Ein Lichtblick ist da noch längst nicht in Sicht.

Wie gut, dass Frau Merkel & Co. fest davon überzeugt ist, dass die krisen- und korruptionsgeschüttelten Südstaaten die ökonomische, gesellschaftliche und auch demokratische Talsohle längst durchschritten haben und – selbstverständlich auf dem Weg der Tugend – Richtung Licht und Wohlfahrt avancieren.