Hotelkrise hausgemacht?
Die durchschnittliche Auslastungsquote der Hotels und Apartmentanlagen betrug in 2008 knapp 73% und lag damit um 2,04% unter der Quote von 2007. Die nächsten Monate werden zeigen, ob der derzeitige Trend abnehmender Auslastungsquoten anhalten wird.
Als Hauptgründe für den Rückgang der Nachfrage wurden die ökonomische Krise sowie die verringerten Flugkapazitäten genannt.
(Vermeintlich) weniger ins Gewicht fallende Gründe wurden nicht aufgeführt, sie liegen jedoch auf der Hand: Beispielsweise die stark gestiegenen Flugpreise, die steigende Attraktivität konkurrierender ‘Sonne-und-Strand-Destinationen’, oder auch ganz nahe liegende Gründe wie die sehr umfangreichen Bauarbeiten der ‘Avenida’ in Puerto del Carmen, wodurch eine Umlenkung vieler Hotelgäste erforderlich wurde. Nicht jeder Stammgast hat sich in ein anderes Hotel auf Lanzarote umbuchen lassen, sondern ist dieses Jahr auf eine andere Destination ausgewichen.
Und sollte sich das Britische Pfund von seiner rasanten Talfahrt nicht weiterhin erholen, werden wohl in Zukunft viele britische Touristen auf ihren Lanzarote-Urlaub verzichten müssen, was Lanzarote mit seinem überwiegend englischen Publikum besonders hart treffen würde.
Der wahre Hauptgrund für den Rückgang der Belegungsquoten wurde und wird von den Tourismusverbänden der Insel jedoch verschwiegen: Der drastische Ausbau der Bettenkapazitäten. Im Jahr 2000 wurde ein Hotel-Baustopp verhängt, um die Bettenzahl nicht weiterhin und unkontrolliert anwachsen zu lassen. Trotz dieses Moratoriums wurde kräftig weitergebaut, und die Bettenkapazitäten sind auf Lanzarote um einige Zehntausend ausgeweitet worden. Der Baustopp fand nur auf dem Papier statt, und die Bauaktivitäten wurden sogar bis weit über Bauland-Grenzen hinaus betrieben. Auch vor Landschaftsschutzgebieten wurde nicht Halt gemacht.
In den Jahren 1998 sowie 2005 lag die Zahl der ausländischen Touristen mit 1,6 Mio. etwa gleich hoch. Die durchschnittliche Belegungsquote der Hotels und Apartmentanlagen lag in 1998 bei satten 88,5%, im Jahr 2005 jedoch nur noch bei 75,8%.
Dies sollte den hiesigen Tourismusverbänden- und verantwortlichen bei der Entwicklung von Vermarktungsstrategien mehr zu denken geben als die üblichen Gründe und Schwankungen, denen jede Urlaubsdestination gleichermaßen ausgesetzt ist.