Ölteppich vor Gran Canaria nach Untergang des russischen Fabriktrawlers Oleg Naydenov
Im Maschinenraum des Schiffs, das im Hafen von Las Palmas / Gran Canaria lag, brach am vergangenen Samstag Feuer aus. Eine dichte und übel riechende Rauchwolke überzog Las Palmas, weshalb beschlossen wurde, das Schiff fortzuschleppen, anstatt den Brand zu löschen und das Öl auszupumpen. Wer genau für diese Entscheidung verantwortlich war, ist noch nicht bekannt; Experten sollen Zeitungsberichten zufolge nicht gefragt worden sein.
Zunächst wurde der brennende Kahn in Gewässer vor Fuerteventura geschleppt, und schließlich 15 Meilen – ca. 24 km – südlich von Maspalomas von Gran Canaria, wo er in der Nacht des vergangenen Dienstags auseinander gebrochen und gesunken ist, und das Wrack nun in 2400 m Tiefe liegt. Es wird geschätzt, dass sich zu diesem Zeitpunkt noch rund 1400 t Öl in den Tanks befanden, und mittlerweile breitet sich ein Ölteppich gen Südwesten zum offenen Atlantik hin aus.
Die Gewässer um die Kanaren sind sehr artenreich und es bleibt abzuwarten, welches Ausmaß die ökologischen Schäden haben werden. Im Laufe des heutigen Tages soll die „Luz del Mar“, ein Spezialschiff zum Kampf gegen Ölpest, aus Algeciras eintreffen sowie ein Tauchroboter. Ein Auspumpen der Tanks dürfte in dieser Tiefe kaum möglich sein, und die Frage stellt sich, wieso auf das Sinken des Schiffs gesetzt wurde, anstatt das Öl in Küstennähe zu bergen.
Öl ist nicht die einzige brisante Fracht der Fabriktrawler à la Oleg Naydenov: Die einst sehr fischreichen Gewässer um die Westküste Afrikas werden seit etlichen Jahren systematisch leergefischt, und auch nicht regulierte sowie illegale Fänge der Fabrikschiffe werden zu den Kanaren verfrachtet und von dort aus in den westeuropäischen Markt eingeschleust. Die Oleg Naydenov war bereits mehrfach durch illegale Fischereiaktivitäten vor Senegals Küste aufgefallen.
Zitat aus der in 2013 gedrehten Reporage „Bis zum letzten Fang„: „Experten gehen davon aus, dass der Anteil der Piratenfischerei an der westafrikanischen Küste 40 Prozent des Gesamtfangs beträgt. Das Meer ist dort inzwischen so weit leergeräumt, dass für die kleinen einheimischen Fischer nur wenig übrig bleibt.“
Dass Tierschutz in der industriellen Fischerei keinen Platz hat, ist ebenfalls ein brisantes Thema, weshalb zu wünschen ist, dass die aktuellen Geschehnisse rund um die Oleg Naydenov in mehrerlei Hinsicht unter die Lupe genommen werden.