|

TV-Reportage über die Korruption auf Lanzarote

Der spanische Fernsehrsender La Sexta hat am 25.4.14 eine in der zweiten Märzhälfte auf der Insel gedrehte, lange Reportage über die Korruption auf der Insel gesendet. Offensichtlich lagen den Recherchen diverse Artikel der einzigen, kritischen (Online-)Tageszeitung der Insel, La Voz de Lanzarote, sowie Artikel der großen spanischen Tageszeitung El País zu diesem Thema zugrunde (ganz aktuell: “ Das Paradies der 200 Angeklagten“ vom 7.2.14 und vom 13.2.2011 „Die Politik hat ihren Preis„).

Das war gut so, denn die Aufmachung der Reportage war – wie bei Privatsendern  üblich – durch hektische Kameraführung geprägt und mit vollkommen überflüssigen Spontaninterviews einiger Angeklagter und auch Betroffener auf offener Straße durchsetzt. Auf die musikalisch-dramaturgische Untermalung hätte ebenfalls gut verzichtet werden können – das Thema ist schließlich auch ganz ohne Spezialeffekte sehr dramatisch (Hier geht es zur Reportage).

Zusammenfassung:

  • Es gibt auf der Insel im Spanienvergleich weit überdurchschnittlich viele Personen, die in Korruption, ungerechtfertigte Bereicherung, Amtsmissbrauch oder Vetternwirtschaft (oder einer Kombination daraus) verwickelt sind,
  • Hauptangeklagte (w/m) sind mächtige Unternehmer der Insel, so manche Poltiker, darunter auch der Ex-Inselpäsident Dimas Martín, diverse Bürgermeister nebst zahlreichen Rathausmitarbeitern, Mitarbeiter der Justiz, der Polizei und andere Personen in Vertrauenspositionen und/oder im Staatsdienst (Anmerkung: nur Pedro-Normalverbraucher kommt da nicht vor; das mal so als Lichtblick …),
  • die Justiz scheint ohnmächtig zu sein; etwa weil besonders aktiv ermittelnde Richter besonders rasch (zwangs-)versetzt wurden und werden,  Beweismaterial über Nacht aus dem Justizgebäude spurlos verschwindet, oder aus anderen Gründen, die zu Prozessverschleppungen führen. Jedenfalls wurden nach vielen Jahren der Ermittlungen bislang lediglich der Ex-Inselpräsident Dimas Martin sowie der ehemalige Bürgermeister von Yaiza, Francisco Reyes zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, spazieren mittlerweile allerdings wieder auf ihren Freigänger-Füßen von morgens bis abends über die Insel,
  • die zahlreichen Steine des Anstoßes sind inselweit zu sehen und gigantisch: Über 800 Bauvorhaben darunter 22 Hotels, sind zum Teil oder komplett illegal,
  • obwohl die Anzahl der touristischen Betten begrenzt wurde, ist das Limit um 13.200 überschritten worden,
  • zum Um- bzw. Ausbau der ‚Bodega Stratvs‘, eine sehr moderne Bodega im Naturschutzgebiet „La Gería“, die dem mächtigen Unternehmer Francisco Rosa gehört, wurden 900 m² genehmigt; 12.000 m² sind’s letztendlich geworden. Die Bodega wurde vor kurzem deswegen behördlicherseits geschlossen und von der Polizei versiegelt. In der Reportage wurde dazu eine Mitarbeiterin angesprochen, die sodann berichtete, den Mitarbeitern sei gesagt worde, dass dies nur temporär sein würde [Anmerkung: Wir gehen ebenfalls davon aus, dass die Bodega bald wiedereröffnet wird, da es den Mächtigen noch immer gelungen ist, ihre illegalen Hotels und sonstigen Unternehmen in Betrieb zu halten; und zwar selbst dann, wenn sie komplett illegal gebaut wurden).

Für uns Insulaner gab es eher nichts Neues; viele Spanier drüften sich jedoch über den großen Sumpf der Korruption gewundert haben, den es auf unserer schönen und eigentlich staubtrockenen Urlaubsinsel gibt.