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Erstes Urteil im „Caso Unión“: Yaizas Ex-Bürgermeister Reyes kommt ziemlich ungeschoren davon

Der Hauptprozess im „Caso Unión“ hat neulich begonnen. Genauer gesagt sind nun in den diversen Teilprozessen Urteile zu erwarten, denn das bisher größte Inseldrama – oder ist es eine Komödie? – in Sachen Korruption, Vetternwirtschaft und Amtsmissbrauch ist juristisch in zahlreiche Akte zerlegt worden, um irgendwie Übersicht zu behalten angesichts der vielen zum Teil sehr skurrilen und miteinander verwobenen Handlungen zahlreicher Akteure.

Das erste Urteil ist heute gesprochen worden: José Francisco Reyes, von 1994 – 2008 Dauerbürgermeister von Yaiza, wurde zu sechs Monaten Haft verurteilt (in Spanien werden Haftstrafen von weniger als zwei Jahren i.d.R. auf Bewährung ausgesetzt), und zwölf Jahre lang darf er keine öffentlichen Ämter ausüben; was er vermutlich eh nicht mehr vorhatte.

Die Anklage hatte ihm Amtsmissbrauch vorgeworfen, und es ging ursprünglich um zwei Jahre Haft. Da Reyes die Vorwürfe zugegeben hat, wozu ihm seine Verteidiger kurzfristig garaten haben, ist die Haftstrafe auf sechs Monate reduziert worden.

Darum ging’s in diesem Teilprozess: Im Jahr 2006 hat Reyes eine Baugenehmigung unterschrieben für eine Villa in 1A-Lage direkt am Küstenweg von Puerto Calero, aber satt außerhalb des Bebauungsplans. Architekt dieser Villa mit ihren bescheidenen 1.500 m² Wohnfläche, verteilt auf drei Ebenen, ist der Architekt Carlos Morales, der in diverse andere Baustories der Insel verwickelt ist. Promi-Bonus hat er auch, denn er ist mit Alexia von Griechenland verheiratet. Und beide sind Bauherren und Bewohner dieser Villa.

Das Verfahren gegen Carlos Morales ist vom Ermittlungsgericht Nr. 5 von Arrecife in 2011 sang- und klanglos eingestellt worden. Wie auch in den vielen Prozessen um die vielen illegalen Hotels und Häuser wird hier vonseiten der Justiz nicht erwatet und verlangt, dass sich Architekten um Bebauungspläne und Bauvorschriften zu scheren haben.

Gekauft haben Morales + Frau seinerzeit die 5.134 m² Land, auf dem deren Villa nun steht, von einem Herrn Heinrich Becker. Der Kaufpreis betrug 257.000 Euro. Herr Becker erhielt damals keine Baugenehmigung, weshalb er sein Land im April 2005 zum Preis von nicht bebaubarem Land verkaufte. Wenige Monate, nachdem das Land an die prominenten Eigentümer übergegangen ist, wurde vom damaligen Bürgermeister Reyes die Baugenehmigung erteilt. Ziemlich zeitglich wurden noch weitere 5.135 m² Ackerland drumherum von Morales + Frau gekauft.

Wie es der Inselzufall so will, befinden sich diese gut 10.000 m² Morales-Land laut brandneuem Bebauungsplan von Yaiza nun innerhalb einer 85.000 m² großen Zone, die aktuell zu Bauland umgewidmet wurde. Eine ziemlich große Baulücke sollte mit dem neuen Bebauungsplan in der Puerto-Calero-Gegend geschlossen werden. Nun kann die Villa legalisiet werden; und darüber hinaus gibt’s nun grünes Licht für noch mehr Häuser auf dem Ackerland von früher.